Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Die Hoffnungsschimmer-Reihe von Susan Kaye Quinn spielt in einer von Pandemien und Hitzewellen traumatisierten Welt. Vier Menschen kämpfen stellvertretend für Milliarden dafür, die Hoffnung nicht zu verlieren, der Macht von Kooperation zu vertrauen und die Welt endlich unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen.

Ausschnitt aus dem Cover des ersten Buchs

Über die Autorin

Susan Kaye Quinn ist Umwelt- und Raketeningenieurin und hat über viele Jahre in diesem Sektor in Konzernen und Agenturen gearbeitet, bevor sie sich entschloss Autorin zu werden. Diese wissenschaftliche Expertise merkt man den Büchern an – wer Spaß an technischen Details hat, ist hier gut aufgehoben!
Quinn hat zudem kürzlich eine Kurzgeschichtensammlung unter dem Namen Halfway to Better veröffentlicht, die bisher nicht auf Deutsch erhältlich ist; und sie ist Gastgeberin eines wöchentlichen Podcasts namens Bright Green Futures, in dem sie mal mit, mal ohne Gäste über Solarpunk, Hoffnung, Schreiben und die Rolle von Technologie spricht. In den englischsprachigen Ressourcen ist außerdem eine Kurzgeschichte von Susan verlinkt, die frei im Netz verfügbar ist.

Energiewende, anschaulich gemacht

Alle vier Bücher der Reihe spielen in den 2050ern und erzählen Teile einer zusammenhängenden Geschichte. Es gibt in jedem Buch eine andere Hauptperson. Sie alle verbindet, dass sie fieberhaft an einem erneuerbaren Energiesystem arbeiten, das zwar im Vergleich zu heute sehr nachhaltig ist, aber aufgrund des steigenden Energiehungers der Menschheit nach wie vor nicht den gesamten Bedarf decken kann. Die Charaktere bringen jeweils unterschiedliche Perspektiven in dieses Gesamtbild mit ein – als Ingenieurin und Wissenschaftler, Politiker:in und Diplomatin.
Ich will an dieser Stelle nicht zu viel von der wirklich spannenden Geschichte spoilern; deswegen schreibe ich hier nur, dass die Hauptpersonen gemeinsam einer Verschwörung auf die Schliche kommen, die das Vertrauen der Gesellschaft in den Ausbau der Energiestruktur und die internationale Kooperation zerstören könnte.

Alle vier Hauptfiguren leben in einer Welt, die von regelmäßigen tödlichen Pandemien und Hitzewellen gezeichnet ist. Sie haben ihnen wichtige Menschen verloren und haben mit Traumata zu kämpfen; und sie hadern mit der Schwierigkeit, ihren Arbeitsverpflichtungen und ihren (Wahl-)Familien gerecht zu werden.
Diese verheerenden Entwicklungen und die davon ausgelösten weltweiten Fluchtbewegungen haben ein zuvor unvorstellbares Ausmaß an internationaler Kooperation hervorgebracht.
Gesellschaftlich wurden deshalb schon viele Fortschritte erzielt: Es wurden verbindliche internationale Verträge zur Aufnahme von Asylsuchenden und zum CO₂-Ausstoß verhandelt; in den USA gibt es zudem ein Grundeinkommen und Umschulungsprogramme für Menschen, deren Branchen im Niedergang sind. Die Organisationen und Regierungen, die all das managen, sind zudem viel diverser und vielfältiger aufgestellt als heute – z.B. im Hinblick auf Geschlecht und Sexualität, Herkunft und Alter.

Inseln im Strom

Ein zentraler Durchbruch im Kampf gegen den Klimawandel stellten die Power Islands dar: künstliche Inseln vor der Küste mit revolutionären grünen Technologien, die Sonne, Wind, Gezeiten und andere natürliche Energiequellen nutzbar machten.
Darüber hinaus war vor allem die Entwicklung der dezentralen Batterietechnologie1 wichtig, um Energie speichern und nachts bzw. bei Flaute wieder ins Netz einspeisen zu können. Dieses komplexe Netz wird im Roman von einer künstlichen, lernenden Intelligenz gesteuert, um die Bevölkerung durchgehend mit Strom zu versorgen.
Auch abseits der Energiewende hat sich einiges getan: Die meisten Menschen verfügen in der Romanwelt über persönliche Chips, die den eigenen Bildschirm direkt ins Sichtfeld projizieren und per Gedanken- und Gestensteuerung gelenkt werden können (es gibt aber auch Gemeinschaften, die das kritisch sehen und chipfrei leben – es wäre spannend, über diese noch einen Nachfolgeroman zu lesen!). Kleinere Roboter sind im Alltag allgegenwärtig und übernehmen Hilfsaufgaben beim Gärtnern, Kochen oder Reparaturarbeiten.

Fazit

Susan Kaye Quinn ist eine der wenigen Autor:innen, die sowohl die technische Expertise haben, die Science Fiction so spannend macht, als auch die erzählerischen Qualitäten, um diese Fakten in eine spannende Geschichte mit sympathischen Protagonist:innen einzubetten. Die Hoffnungsschimmer-Reihe lohnt sich zu lesen. Für diejenigen, die auch auf Englisch und am Bildschirm lesen: Das erste Buch ist als E-Book umsonst verfügbar.

  1. Wer Lust hat, mehr über die technische Seite dieser Entwicklung zu lernen, kann hier fündig werden: https://graslutscher.de/how-to-energiewende-in-10-jahren-teil-4-aber-was-machen-wir-wenn-nachts-mal-kein-wind-weht/ ↩︎

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