Ein Landwirtschaftsbetrieb in Indien sucht nach Wegen, um mit der Zeit zu gehen und nachhaltiger zu werden. Eine Kurzgeschichte der Bewegungsakademie.

Mohan pfiff vergnügt, als er am Weizenfeld entlang zum Hauptgebäude seiner Farm spazierte. Der Tag war sonnig, aber noch nicht so heiß wie manchmal im Hochsommer. Dort angekommen, erwartetet ihn allerdings das schlecht gelaunte Gesicht seiner Kollegin. „Alles okay? Was ist passiert?“ fragte Mohan. „Der Diesel-Tank ist wieder ausgelaufen“, knurrte Lakshmi. „Wir haben ihn geflickt, aber das Feld direkt am Tank können wir dieses Jahr vergessen, da wird nichts mehr wachsen.“
Mohan blickte zum Generator neben der Bewässerungspumpe und kratzte sich am Kopf. „Priya meint ja immer, wir sollen endlich auf Solar umsteigen. Sauberer Strom für die Pumpe, und Hitzeschutz für uns und den Weizen.“ „Deine Enkelin? Was studiert die nochmal? Wirtschaftsingenieurwesen, oder?“ „Ja genau, in Mumbai! Aber du weißt doch, was Kinder manchmal noch für Flausen im Kopf haben mit ihrem for-future-Zeug.“
„Hm. Sonne haben wir auf jeden Fall genug hier, Surya sei Dank. Aber könnten wir uns solche Anlagen denn leisten?“ „Priya sagt ja. Ist wohl alles viel billiger geworden in den letzten Jahren.“ Lakshmi blickte die Reihen hinab und wackelte nachdenklich mit dem Kopf. „Lad sie doch mal zu uns ein, dann soll sie uns erzählen, was sie sich da vorstellt. Dann wissen wir, ob es Flausen sind oder nicht.“
Dicht gedrängt saßen alle im Hauptgebäude. Die Köpfe rauchten – nicht nur wegen der Mittagshitze, sondern auch wegen der Tabellen, Grafiken und Formeln, die Priya in der letzten halben Stunde an die Wand geworfen und begeistert erklärt hatte. Lakshmi ergriff das Wort. „Das ist ja alles spannend. Aber die wichtigste Frage ist: Was kostet uns das?“ und schrieb mit dem Stift eine imaginäre Summe in die Luft. Priya zögerte kurz und nannte dann eine Zahl, die viele Mundwinkel im Raum nach unten zog.
Mohan seufzte. „Das ist leider immer noch zu teuer für uns, Priya. So viel haben wir hier nicht.“ „Das weiß ich, Dada. Deswegen ist mein Vorschlag, dafür eine Genossenschaft zu gründen. Ein geteilter, demokratischer Betrieb quasi. Nachbar:innen können daran Anteile kaufen und geben uns so Geld für die Anschaffung; dafür können sie mitbestimmen, kriegen Strom und werden am Gewinn beteiligt, den die Anlagen in Zukunft abwerfen.“ Sie machte eine Pause und schrieb eine neue Zahl an die Tafel. „Wenn von den Nachbarhöfen zum Beispiel 12 Leute mitmachen, muss jeder nur … soviel bezahlen.“
Alle starrten gebannt auf die Zahl, die gar nicht mehr so groß aussah. Eher klein und sauber; nach Zukunft, und nach Hoffnung. Mohan grinste und schlug sich auf das Bein. „Seht ihr? Ich hab euch doch gesagt, dass sie clever ist!“
Diese Geschichte ist Teil des Workshopkonzepts „Solarpunk! Bilder einer hoffnungsvollen Zukunft“, CC-BY Bewegungsakademie
Weiterführende Links:
Doku auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=SneJ3plzz5I
Broschüre auf Englisch: https://kurzlinks.de/gujarat
Artikel auf Englisch: https://kurzlinks.de/gujarat2