Die Solarpunk-Universität

In einer Welt, die zunehmend von den Herausforderungen des Klimawandels, sozialer Ungerechtigkeit und technologischer Transformation geprägt ist, stellt die Solarpunk-Bewegung eine hoffnungsvolle Vision dar. Diese Bewegung vereint Ökologie, Gemeinschaft und Technologie, um eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu gestalten. Wie würde eine Universität aussehen, die nach diesen Prinzipien aufgebaut ist?

www.realutopien.de | Voralberg Campus, Zukunftsbild 2045 | Reinventing Society, Industriellenvereinigung Vorarlberg & loomn (CC BY-NC-SA 4.0, Foto: Luka Fasching)

Architektur: Harmonischer Einklang mit der Natur

Die Solarpunk-Universität wäre ein Meisterwerk nachhaltiger Architektur. Die Gebäude würden aus natürlichen und recycelten Materialien bestehen, mit grünen Fassaden, Solarpanels und Windturbinen, die die gesamte Energieversorgung der Einrichtung übernehmen. Glasdächer und -wände sorgen für Tageslichtbeleuchtung und Blick in die Natur, und sie symbolisieren Transparenz und Offenheit als zentrale Werte. Auf den Dächern wachsen Übergänge aus Gärten und Gewächshäusern, die nicht nur Nahrung für die Campusgemeinschaft bereitstellen, sondern auch Lebensraum für Insekten und Pflanzen bieten und zum Verweilen einladen.

Curriculum: Interdisziplinäres und praktisches Lernen

Das Lehrangebot wäre interdisziplinär und praxisorientiert, um den Studierenden zu ermöglichen, reale Probleme zu lösen. Studienfächer wie Gärtnerei, Open-Source-Software und Kunst wären zentrale Bestandteile des Curriculums, aber Studis würden ermutigt werden, in andere Bereiche reinzuschnuppern und über ihren Tellerrand hinauszusehen. Workshops und Praktika in der Gemeinschaft wären Pflichtbestandteile jedes Studiengangs, um sicherzustellen, dass Theorie und Praxis nahtlos ineinandergreifen.

GärtnereiBauSoftwareWirtschaftKunst
Essbare Städte3D-DruckSelf-HostingKapitalismuskritikWorld-Building
SeedbombingLastenradbauWikipediaCommoningLiteratur
HitzeresilienzReparaturMessengerUmweltökonomikTheater
GemeinschaftsgärtenSensorikCloud StorageCare-ÖkonomikFilm
PermakulturPhotovoltaikBetriebssystemeUmsonstökonomieDesign
Vertical GardeningDIY-WindkraftOpen SourceSolidarisches PreppingMalerei
HydroponikDrohnenCreative CommonsKollektivbetriebeModedesign
LandschaftsgärtnernRobotikAbstimmungstoolsKreislaufwirtschaftArchitektur

Die Forschung an der Solarpunk-Universität wäre eng mit den Bedürfnissen der Gesellschaft und des Planeten verbunden. Sie würde Lösungen für nachhaltige Energie, Kreislaufwirtschaft und soziale Probleme entwickeln. Die Ergebnisse wären frei unter Creative-Commons-Lizenzen zugänglich, um globale Veränderungen anzustoßen.

Gemeinschaft und Selbstverwaltung

Die Solarpunk-Universität wäre mehr als nur ein Ort des Lernens – sie wäre eine Gemeinschaft. Ohne Noten- und Verwertungsdruck würden Studierende nicht mehr wie heute vereinzelt für sich schreiben und lernen, um einen möglichst guten Job zu ergattern, sondern sich als Teil einer Lern- und Forschungsgemeinschaft betrachten.

Studierende, Lehrende und Mitarbeitende würden in Entscheidungen einbezogen, die den Campus betreffen, sei es in der Energiepolitik, der Lebensmittelerzeugung oder der Verwaltung von Ressourcen. Durch ein System der kollektiven Entscheidungsfindung und partizipativen Demokratie würden alle Stimmen gehört und berücksichtigt.

Technologie als Verbündeter

Die Technologie wäre an der Solarpunk-Universität kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug zur Unterstützung von Mensch und Umwelt. Digitale Plattformen würden genutzt, um den Wissenstransfer zu erleichtern, während Open-Source-Ansätze Innovationen fördern und zugänglich machen würden. Fortschrittliche Sensorik und Datenanalyse würden helfen, Ressourcen effizient zu verwalten und die Umweltbelastung zu minimieren.

Nur eine Vision?

Tatsächlich würde ich behaupten, dass es diese Universität in Ansätzen schon gibt! Nicht ganz so, wie im Artikel beschrieben – sie ist etwas dezentraler und informeller angelegt. Aber schon heute gibt es tausende Orte, an denen Menschen sich gegenseitig genau auf diese Weise Fähigkeiten und Wissen beibringen, das wir für einen globalen Wandel brauchen. Die physischen Orte, an denen das stattfindet, sind zum Beispiel Repair-Cafés und Gemeinschaftsgärten, Projekthäuser und Büchereien sowie unzählige Vereine und Initiativen. Auch an existierenden Universitäten gibt es Einzelpersonen und Gruppen, die nach diesen Prinzipien und Werten handeln1.

Sie werden von einer stetig wachsenden digitalen Welt aus Wikipedia, Youtube-Kanälen und Selbstlernwebsites ergänzt, die Wissen heute so frei zugänglich machen, wie es vor 20 Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre. In kleinen Nischen ist die Solarpunk-Universität schon längst angelegt, und sie wächst stetig!

  1. Manche Unis machen da schon richtig viel gut, zum Beispiel die Leuphana-Universität in Lüneburg oder die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung! (Kennt ihr noch mehr? Schreibt mir!) ↩︎

2 Gedanken zu “Die Solarpunk-Universität

  1. Avatar von curious_reader curious_reader schreibt:

    Das ist eine tolle Idee. In England gab es bis vor kurzem das Schumacher College. Wo auch nach den Ideen von E.F. Schumacher Kurse angeboten wurden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich_Schumacher
    https://en.wikipedia.org/wiki/Small_Is_Beautiful

    Small Is Beautiful: A Study of Economics As If People Mattered 
    Ist ein tolles Buch. Kann man auch über archive.org lesen.

    In Spanien gibt es die Mondragon University.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Mondragon_University
    Mondragon ist sowieso ein sehr interessantes Beispiel, das viert größte Unternehmen spanies als Cooperative , von den Arbeitern verwaltet.

    Die Punkte in deiner Wirtschaftsspalte sind schon mal ein guter Anfang. Im deutschsprachigen Raum gibt es z.b. die Gemeinwohlökonomie die Christian Felber auch seit Jahren bewirbt und die bei kleineren Unternehmen sogar sehr erfolgreich ist.

    Leider hält jedoch „das System“ die Zügel im Bildungs system sehr fest:
    Bei 36 min:
    https://www.youtube.com/watch?v=hrGB62RoIkE
    „eine andere Studie von der Universität Linz und die fragt ja wie viele welcher Anteil der Lehrstühle an den vier Hauptstandorten für die Wirtschaftswissenschaft in Deutschland das sind München Frankfurt Bonn und Mannheim welcher Anteil der Lehrstühle sind der Orthodoxie zuzuordnen und welcher Anteil der heterodox das Ergebnis ist von den 94 lehrstülen sind 93 der Orthodoxie zuzuordnen“

    93! Ich hätte Silja Graupe auch noch verlinkt aber das hast du bereits getan. Wenn man sich ansieht wie viele Leute bei ihr und viele Leute an den Vier Hochschul Standorten die CD oben nennt ihren Abschluss machen dann kann man schon erkennen das es einfach sehr sehr wenig Menschen gibt die sich in diesem alternativen Umfeld bewegen. Was eigentlich traurig ist.

    Es gibt hier z.b. schon eine echte( würde ich mal sagen 😉 ) Solar Punk Universität:
    https://agartha1.substack.com/p/on-mars-a-pop-up-college-in-the-desert

    Wenn wir uns die Frage nach einer Solar punk Universität stellen können wir auch etwas spinnen und uns Verbindungen zu angrenzenden Institutionen vorstellen oder hinterfragen:

    Der Ablauf eines Menschenlebens ist schon recht strikt geplant:
    Schule
    Hochschule
    Arbeiten
    Rente

    Wie würde eine Solar punk schule aus sehen? Siehe Reformpädagogik?
    Wie würde eine eine SolarPunk Hoch schule ansehen ( hier sind wir jetzt)
    Wie würde das Arbeiten im Solar punk aussehen?
    Wie würde das Rentner dasein aussehen? ( ich sehe immer das die ganzen Renter die Repair cafes machen als das ist schon mal ein anfang)

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    • Avatar von solarpunk solarpunk schreibt:

      Danke für den spannenden Kommentar! Mondragón und die Gemeinwohlökonomie mag ich auch, tolle progressive Wirtschaftsprojekte.

      Und volle Zustimmung – die anderen Lebensbereiche wären auch einen Blick wert!
      Zum Thema Wirtschaft und Arbeiten will ich auf jeden Fall in Zukunft mehr schreiben.

      LG Lexy

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